Ein Judenfreund ist (K)ein Volksverräter

„Ein Judenfreund ist kein Volksverräter!“

 

Freundschaft mit Juden: Das beste Heilmittel gegen Antisemitismus!

 

Wer das Glück hat, einen jüdischen Freund zu haben, der kann so leicht nicht mehr dem Schild auf der Offenbacher Hauptstrasse zustimmen, das sagt: „Die Juden sind unser Unglück“.

Oft wurde untersucht, warum Deutsche verfolgten jüdischen Bürgern geholfen haben: der am häufigsten genannte Grund war, dass sie zu ihnen ein enges persönliches Verhältnis hatten (z.B. als Hausangestellte zu ihrem ehem. Arbeitgeber).

Auch in unserem Ort haben menschliche Kontakte zwischen deutschen und jüdischen Bürgern den Holocaust überlebt.

  • Selma Herz (S. ) : Sie führte nach Kriegsende jahrzehntelang einen Briefwechsel mit Frau Helena Lanzer geb. Hofmann. Diese war schon als Schulkind Kindermädchen für die Tochter Lotte. Danach arbeitete sie im Haushalt fast 12 Jahre lang bis die Familie Herz in die USA auswanderte. Selma Herz besuchte von dort aus Offenbach zusammen mit ihrer Tochter Lotte samt Schwiegersohn. Der Kontakt endete erst mit dem Tod von Helena Lanzer.
  • Heinrich Rothschild (S. ) besuchte mit seiner Familie Offenbach. Anlass war, dass der Geburtsort seiner Frau alle überlebenden Juden zu einem Treffen eingeladen hatte. Seine Schulbücher befinden sich noch heute im Pfarrarchiv.
  • „Herr Roos“, der mit ca. 7 Jahren zu einem Onkel nach Bingen zog, besuchte um 1960 seinen Geburtsort. Der betagte Herr besaß in Australien eine Farm. Er wurde vom Landrat empfangen. (Voss, S. 224).
  • Harvey Heymann (S. ) ist der Enkel des Offenbacher Textilhändlers Hugo Heymann (S. ). Er schrieb sogar ein Vorwort für diese Denkschrift.

 

Diese Kontakte überdauerten eine Zeit der schlimmsten Grausamkeiten.

Nicht umsonst unternahmen die Nationalsozialisten alles, um diese Kontakte zu verhindern. Die Schulchronik verzeichnet nicht umsonst, dass der : „Jude Ernst Roos, Sohn des Händlers Leo Roos“ 1937 aus der Schule entlassen wurde: „Damit hat wohl für immer der Besuch von Judenkindern in der Schule Offenbach ein Ende gefunden.“  Wer einen jüdischen Mitschüler hatte, konnte leicht lernen, dass dieser nicht „unser Unglück ist!“

Diese Denkschrift möchte Mut zu persönlichen Begegnungen mit denen machen, die als Minderheiten in der Kritik stehen. Freundschaften zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft waren und sind das beste Mittel gegen Rassenhass!

 


„Der Judenfreund ist ein Volksverräter“ – ein Schild mit diesem Inhalt ist zufällig aufgenommen worden, als der „Otzweilerer Johann“, ein Wandermusikant und Original, fotografiert wurde. Es war provisorisch in einem Baum an der Hauptstrasse angebracht. Die Aufnahme stammt etwa aus dem Sommer 1938. Direkt gegenüber befand sich das Haus eines jüdischen Viehhändlers. Zeitzeugen erzählen, dass Marta Simon (S. ) dort wohnte und bei Nachbarn jeden Abend Milch kaufte. Dies war von der Partei nicht gerne gesehen!