Der arme Hausierer: Familie Baum, Hauptstraße 9

Familienvater: Adolf Baum wurde am 28.10.1870 in Worms geboren. Er arbeitete in Offenbach als Landhändler. Er wurde „s`Bäumsche“ genannt. Nachbarn erinnern sich noch, wie er mit einem Köfferchen voller Kurzwaren oder einem Bauchladen loszog, um Schuhbänder, Hosenträger oder ähnliches an den Haustüren zu verkaufen. Er war so arm, dass er sogar Briketts in seinem Koffer nach Hause getragen haben soll.

Die ehemalige Mietwohnung der Familie Baum

Weitere Familienmitglieder: Seine Frau Lydia wurde am 09.08.1877 in Offenbach geboren. Die beiden Töchter, Marianne, geb. am 10.08.1910, und Elsa, geb. am 18.11.1914, besuchten die Offenbacher Volksschule und waren sehr gute Schülerinnen.

Weiteres Schicksal: Die Familie Baum verzog 1931 nach Bad Münster am Stein. Die Eltern wurden verhaftet und ab Trier über Köln in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Eheleute wurden am 19.09.1942 im Vernichtungslager Treblinka mit 71 bzw. 65 Jahren hingerichtet. Über das Schicksal der beiden Töchter ist uns nichts bekannt.

 

Gerhard Voß schreibt über die Familie Baum:

1 Die Familie Adolf Baum:

Die Familie Baum lebte in einer bescheidenen Wohnung der heutigen Hauptstraße 9 zur Miete. Sie besaß kein eigenes Haus und galt als arm. Adolf Baum wurde am 28. Oktober 1870 geboren. Er handelte mit Kurzwaren und Textilien und zog auch schon einmal mit Bauchladen und Koffer von Ort zu Ort und von Haus zu Haus. Seine Frau Lidia war eine geborene Simon und wurde am 9. August 1877 geboren. Ihre Hauptsorge galt vor allem ihren beiden Töchtern. Marianne Baum, geboren am 10. August 1910, besuchte die evangelische Volksschule Offenbach von 1916 bis zum 31. März 1924. Elsa Baum, geboren am 18. November 1914, besuchte die gleiche Schule vom 30. März 1926 bis zum 26. März 1929. Offensichtlich war sie vor 1926 auf einer anderen Schule. Jedenfalls waren beide Mädchen sehr gute Schülerinnen. Die Familie Baum verzog am 20. Oktober 1931 nach Bad Münster am Stein.