Gedenktafel Synagoge

 

„Gib deinen Frieden über Israel, dein Volk …Gepriesen seist du, Herr,
der Frieden schafft!“

Fast ein Jahrhundert wurde diese Fürbitte gesprochen: in der kleinen Landsynagoge im Dorf Offenbach am Glan in der Bergpfalz: 1832 konnte die dortige jüdische Gemeinde endlich ihr eigenes Gotteshaus errichten. Sie war damals auf dem Höchststand ihrer Mitgliederzahl: über einhundert Personen; Fast ein Viertel der Bewohner von Offenbach am Glan waren jüdischen Glaubens.

Daran erinnerte Pfarrer Johannes Hülser in einem Festgottesdienst. Sie diente der Enthüllung einer neuen Gedenkplatte, die an die alte Synagoge von Offenbach erinnern soll. Deren Gebäude selbst wurde in den fünfziger Jahren abgerissen. Auf ihrem Grundriss steht jetzt die Glantalapotheke. Mit großzügiger Hilfe von deren Eigentümer kann diese Tafel erstellt und angebracht werden.

Pfarrer Hülser erinnerte an ein halbes Jahrhundert jüdischer Geschichte in Offenbach am Glan. Die Konfirmanden bereiteten Fürbitten für den Gottesdienst vor. Sie hatten in den Stunden vorher zu dem Schicksal der letzten jüdischen Bewohner unseres Ortes gearbeitet. Diese Ergebnisse flossen in den Festgottesdienst ein.

Obwohl kein Bürger jüdischen Glaubens mehr in unserem Ort lebt, ist der Kontakt zu den jüdischen Bürgern nicht abgerissen. Das ist umso erfreulicher, weil viele Offenbacher Juden Opfer der Schoah wurden. Pfarrer Hülser berichtete von einer Jugendbegegnung mit einer deutschstämmigen Synagogengemeinde in New York. Die Enkel und Urenkel in den USA, die aus dem Offenbacher Bekleidungshaus Heymann stammen, unterstützen die Erstellung einer Denkschrift zum Thema.

Gerade gute menschliche Kontakte konnte der Judenhass des Dritten Reiches nicht ausmerzen: Bis in die siebziger Jahre herrschte ein reger Briefwechsel zwischen der jüdischen Frau Herz, aus einem Viehhandel in der Hauptstraße, und ihrer deutschen Zugehfrau. Gerade persönliche Freundschaften verhindern, dass Minderheiten blind abgeurteilt werden. Nicht umsonst zeigt ein historisches Foto vor dem Offenbacher Haus der Familie Herz das Schild: „Ein Jugendfreund ist ein Volksverräter“.

Diese große Reihe von Veranstaltungen wurde gefördert von der Aktion Demokratie leben in Kusel für deren Hilfe wir uns von Herzen bedanken. „Vertrieben, ermordet, verstreut in alle Welt: den Opfern des Holocausts aus Offenbach am Glan im Internet eine neue Heimat geben!“ Mit dieser Hilfe wurde auch die Rubrik „Synagoge“ dieser Homepage erstellt.

Wegen der Corona-Pandemie konnte während des Gottesdienstes nicht gesungen werden. Auf den geplanten gemeinsamen Weg zur Glantalapotheke musste verzichtet werden, um kein Ansteckungsrisiko einzugehen. Aber das neu erstellte Schild fand seinen festlichen Platz im Gottesdienst und wird so schnell wie möglich an seinem neuen Platz angebracht werden.

Mögen viele an dieses kleine Gotteshaus am Marktplatz zurückdenken, so wie es die letzte Bitte des berühmten jüdischen Achtzehnbittengebetes, das in so vielen Synagogengottesdiensten gesprochen wird, sagt: “Gepriesen seist du, Herr, der Frieden schafft!“.