Vorsteher der Synagoge: die Herzens, Hauptstraße 28

Familienvater: Julius Herz war 1. Vorsteher der jüdischen Gemeinde Offenbach. Er (geb. 1882) betrieb einen Handel mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten. Um das Vieh vor demVerkauf unterzustellen und die erworbene Frucht zu lagern, benötigte er die Scheunen, die sich noch heute hinter dem Haus befinden.

Das ehemalige Haus der Familie Herz

Die Familie Herz galt als wohlhabend. Sie besaß wohl das erste Auto in Offenbach.

Weitere Familienmitglieder: seine Frau Selma und die Tochter Lotte (*23.7.1923). Diese besuchte die Lateinschule in Meisenheim, bis sie dort als jüdische Schülerin nicht mehr gern gesehen war. Sie wechselte dann an die Volksschule Offenbach.

Weiteres Schicksal: Die Familie verkaufte legal ihr Eigentum, verlud ihre bewegliche Habe in einen Eisenbahnwaggon und wanderte über den italienischen Hafen Cuma in die USA aus. Frau Marta Simon, die im Haushalt Heymann lebte, zog nach der Aus-wanderung der Familie Herz in das obere Geschoss ein.

Nachbarn erinnern sich, dass Frau Simon durch die NS-Verfolgung kaum noch Lebensmittel erhielt. Heimlich, wenn es keiner sehen konnte, erhielt sie von manchen aus der Nachbarschaft Lebensmittel. Eine andere Nachbarin erinnert sich an die Reichspogromnacht (09.11.1938): „Es war mittags. Meine Mutter wurde durch lauten Krach aufgeschreckt. Die Einrichtung des Hauses Herz wurde auf die Straße geworfen, einschließlich der Spiegel“. Ihre Mutter konnte sogar noch den Namen des Offenbacher Mannes nennen, der sich an der Zerstörung beteiligte.

Selma Herz 1962 in Brooklyn / New York. Sie hielt einen guten Kontakt zu einer Zugehfrau bis in die Siebziger Jahre.

Gerhard Voß schreibt über Familie Herz:

Die Familie Herz wohnte in der Hauptstraße 28. Das Anwesen war Eigentum der Familie, die als wohlhabend galt. Das Wohnhaus wirkt noch heute recht repräsentativ. Julius Herz, geboren am 15. September 1882, betrieb einen Vieh- und Fruchthandel. Er konnte sich als erster Offenbacher Bürger ein Auto leisten. Es soll sich dabei um einen sogenannten Laubfrosch gehandelt haben. Frau Selma Herz, geboren am 2. Januar 1892, war eine geborene Aumann. Sie galt als sehr akkurat, als Seele des Anwesens und führte einen vorbildlichen jüdischen Haushalt. Dabei war sie allerdings auf die Hilfe einer Hausangestellten angewiesen. Lotte Herz, die Tochter des Hauses, wurde am 23. Juli 1923 in Bad Kreuznach geboren. Sie besuchte die Lateinschule in Meisenheim bis Ostern 1933, wechselte dann aber an die evangelische Volksschule Offenbach über, weil sie in Meisenheim als Schülerin jüdischen Glaubens wohl nicht mehr gern gesehen war.

Die Familie Herz verkaufte, als die Verhältnisse in Deutschland für sie immer bedrohlicher wurden, ihr Eigentum ganz legal, verlud ihre bewegliche Habe in einen Eisenbahnwaggon und reiste über Italien, und zwar über Cuma bei Neapel, nach Amerika aus.