Denkschrift zur Wiederinbetriebnahme der Kirche Niederalben

Denkschrift zur Wiederinbetriebnahme unserer Kirche Niederalben

Was lange währt….

„Gut Ding will Weile haben“, sagt ein altes Sprichwort.

Dank der Initiative von Pfarrer Renk, dank der Bereitschaft vieler Menschen aus unserer Gemeinde mitzutun und zu helfen, dank der finanziellen Unterstützung des Kirchenkreises, der Evangelischen Kirche im Rheinland, des Landesamtes für Denkmalpflege, sowie vieler freiwilliger Spender und nicht zuletzt dank der Hilfe und des Segens Gottes durfte gelingen, dass Niederalben nach rund zehn Jahren Renovierungs-und Bauzeit seine Kirche wieder hat. Behutsam und dennoch konsequent aus seinem Dornröschenschlaf erweckt, erstrahlt dieses bauliche Kleinod aus frühgotischer Zeit in neuem Glanz mitten in unserem Dorf.

Unsere Gemeinde hat ihren Versammlungsort wieder, etwas verändert, weil den Erfordernissen der Zeit Rechnung getragen werden musste, dennoch Anknüpfungspunkt für viele, vor allem aus der älteren Gneration, die sich noch genau an das erinnern, was sie für sich in diesem Gebäude alles erfahren durften und was für sie mit der heilenden und zurechtbringenden Nähe Gottes zu tun hat.

Gewiss, Gebäude allein sind nicht alles. Sie „machen“ nicht, dass es Gemeinde gibt und dass sie lebendig ist. Wohl sind sie aber in Stein, Holz und Glas Gestalt gewordene Einladung, sich an diesem schönen Ort zu versammeln, um Gottes Wort zu hören, das Abendmahl miteinander zu feiern, um Gott zu preisen in Gebeten und Liedern. Wie eine Hand, die mit dem Zeigefinger nach oben deutet, wie ein starkes und wieder klar umrissenes Hinweiszeichen steht die Kirche wieder in unseres Dorfes Mitte. Ein Bild vor unseren Augen, das uns sagen will:

Über eurem Leben, über allem, was euch gelingt und über allem, wo ihr fehlt und scheitert, wacht Gott mit seiner Güte und Barmherzigkeit. Er hat euch in seinem Sohn einen Helfer geschickt in alle eure Not. Dessen Namen sollt ihr hören und alles, was von ihm zu erzählen ist. Es dient euch zum Leben.

Möge auch die frisch renovierte Kirche in Niederalben mit ihrem kleinen und doch luftig weiten Innenraum von vielen im Dorf entdeckt und wahrgenommen werden als Einladung: Komm doch herein,und finde mit denen, die schon dort sind, Gemeinschaft unter Gottes vergebender Liebe, Zuspruch und Frieden. „Schaut mal, Gott lebt mit euch“, darauf weist das Gebäude hin. Lasst uns alle gemeinsam Gott bitten, dass wieder viele Generationen in dieser Kirche seine Liebe und seinen Segen erfahren und ihn hinaustragen ins Leben.

Peter Fett, Pfarrer 1997 in Niederalben

Grußwort

Die Kunde von der vollendeten Instandsetzung und Erneuerung der Wulfila-Kirche in Niederalben hat mich mit großer Freude erfüllt!

Als früherer Verwalter der Pfarrstelle (1974 -199o) hatte ich nämlich zusammen mit vielen Menschen aus Niederalben oft um die Rettung dieses Gebäudes vor weiterem Verfall gebangt. Sollte vor aller Augen am Ende ein Bauwerk aus der Mitte des Ortes verschwinden, dessen älteste Teile aus dem 14. Jahrhundert stammen und dessen Grundformen,  auch zum damaligen Zeitpunkt, noch immer schlichte Schönheit und zeitlosen Adel ahnen ließen?

Gewiss, Niederalbens Kirche – so einzigartig sie für den Ort ist – hatte damals ihren Glanz verloren. Sie glich der Märchengestalt des „Aschenputtel“ oder einem Edelstein, der von einer Staubschicht bedeckt ist.

Doch es gab auch in Niederalben Visionäre! Es waren Menschen, die sich vorstellen konnten, wie schön, wohltuend und beglückend ihre Kirche sein könnte, wenn es zu ihrer gründlichen Instandsetzung und Erneuerung käme. Und es gab vor allem auch Menschen, deren Herz an ihrer Kirche hing, weil sie sich noch gern an die Sonntagsgottesdienste und an die besonderen gottesdienstlichen Feiern in der alten Kirche erinnerten. Oft sprachen sie von ihrer Konfirmation und ihrer Trauung, vom Abendmahl, von Jubiläen und von der Taufe der Kinder und der Enkel.

Ihr tiefer Wunsch war der gleiche, den auch das Presbyterium hatte: die Wiederherstellung der alten Kirche, die Wiederbelebung des Glaubens – Zeugen aus alter Zeit!

Doch bis dorthin sollte es ein weiter Weg werden. Noch bevor es dem Presbyterium nach manchen vergeblichen Versuchen und langen Wartezeiten gelang, Beihilfegelder von verschiedenen Seiten zu erhalten, trafen sich Männer der Kirchengemeinde – junge und ältere -, die unentgeltlich in Eigenleistung eine Reihe von Vorarbeiten an der Kirche durchführten – oft unter Staub und Schweiß.  Auch viele Frauen der Gemeinde wurden aktiv und besserten u.a. durch Basare und Bewirtungen die marode Baukasse auf.

Es ist mir deshalb ein Anliegen, allen, die sich für die Erneuerung der wunderschönen Niederälber Kirche bis zum heutigen Tag eingesetzt haben, von Herzen zu danken:

allen, die für die Rettung dieses Kleinodes gedacht, gesorgt, geplant, geschrieben… haben,

allen, die für die Erhaltung dieser Kostbarkeit gegraben, gehackt, geschaufelt, gekarrt, gehämmert, genagelt, gemauert, gestrichen, gekehrt, geputzt … haben,

allen, die für die Bewahrung dieses Vermächtnisses christlichen Glaubens gebastelt, genäht, gestrickt, gebacken oder gebettelt, gespendet, gesammelt, gestiftet … haben,

allen, die für das Gelingen der großen Aufgabe und für den Segen Gottes gebetet haben.

Besonders danke ich dem Presbyterium und meinem Nachfolger, Pfarrer Peter Fett, dass sie das Ziel trotz mancher Hindernisse nicht aus dem Auge verloren haben.

Auch den Verstorbenen gegenüber, die sich für das große Werk so eingesetzt haben und gerne ihre geliebte Kirche in neuem Glanz erlebt hätten, fühle ich mich von großer Dankbarkeit erfüllt.

Zur Wiederindienstnahme ihres Gotteshauses grüße ich die Kirchengemeinde Niederalben und wünsche ihr von Herzen, dass ihre erneuerte kostbare Kirche ein Ort ist, wo der Menschen Sehnsucht nach Hoffnung und Stärkung, nach Orientierung und Sinnfindung, nach Versöhnung und Frieden, nach Geborgenheit und der Nähe Gottes Antwort findet … dass sie ein Ort ist, wo Gottes Segen erlebt und in unsere Alltagswelt hineingetragen wird!

Der Geist von Pfingsten, die Kraft Jesu Christi, begleite uns alle,

Ihr Pfarrer Erich Renk

Grußwort

Die Kirche im Dorf

Die Kirche im Dorf, mitten im Dorf. Damit wird angezeigt, wes Geistes Kinder wir sein möchten. Freilich, die Kirche ist nichts als ein Gebäude, zunächst. Und die Wahrheit braucht weder Dome noch Kirchen. Das Evangelium kriecht in jede Hütte unter und hält sie warm, so brachte es unser verstorbener Präses Peter Beier auf den Punkt, als er im frisch renovierten Berliner Dom predigte.

Was aber, wenn eine Generation drauf und dran ist, das Evangelium nicht mehr hereinzulassen und statt seiner Wärme sich Kälte breit macht?

Die Kirche im Dorf  bleibt in der Mitte, als Zeuge dafür, dass Gott eine gute Geschichte mit uns beschlossen hat, und keine Generation hat das Recht, diesen Zeugen verkommen zu lassen. Wenn wir schon nicht hören und hereinlassen wollen — wir sind es dann erst recht unseren Nachkommen schuldig, ihnen wenigstens die Frage zu ermöglichen: Was bedeutet eigentlich dieses merkwürdige Gebäude mitten in unserem Dorf?

Herzlich dankbar bin ich allen, die in Niederalben dafür gesorgt und gearbeitet haben, dass die schöne alte Kirche in Niederalben wiederhergestellt wurde. Das Gotteshaus, das Mütter und Väter einst vor langer Zelt erbauten und über die Jahrhunderte erhielten, das können Sie nun, liebe Helferinnen und Helfer in Niederalben, getrost der nächsten Generation zu treuen Händen weitergeben – mit der großen Hoffnung, dass Gottes Liebeserklärung zu seiner Schöpfung nie verstummt.

Grußwort von Gerhard Diercks, Superintendent des Kirchenkreis St. Wendel

Grußwort zur Einweihung der Kirche in Niederalben

Liebe Mitbürger,

endlich ist es soweit, unsere alte, ehrwürdige Wulfila-Kirche wird, nach 30-jährigem Dornröschenschlaf, an Pfingstsonntag
wieder in Dienst gestellt.

Lange Zeit war unsere Kirche vom Abrida bedroht, seit in den 60er Jahren das evangelische Gemeindehaus errichtet wurde und dort Gottesdienst abgehalten wurde. Ein entsprechender Beschluss des Presbyteriums lag vor, er wurde jedoch, Gott sei Dank, nicht in die Tat umgesetzt. Unser früherer Gemeindepfarrer, Herr Renk, mit dem ich persönlich über 18 Jahre als Presbyter zusammengearbeitet habe, hat sich sehr stark für den Erhalt unserer Kirche und deren Renovierung eingesetzt und den Umbau vorangetrieben. Hierfür möchte ich ihm hier an dieser Stelle meinen besonderen Dank sagen.

Nachdem wir Anfang der 90er Jahre zusammen mit der Kirchengemeinde Medard Herrn Fett als Jung-Pfarrer bekamen, wurde dieser praktisch ins kalte Wasser – sprich „Fertigstellung der Umbauarbeiten an der Kirche“ –  gestoßen. Viele Probleme kamen auf ihn zu. Planerische, denkmalpflegerische und nicht zuletzt Finanzierungsprobleme galt es zu überwinden. Aber unser Herr Pfarrer Fett hat sich durchgebissen; das Ergebnis können Sie an Pfingstsonntag bewundern. Auch ihm gilt heute mein herzlicher Dank.

So freuen wir uns alle, dass unsere Kirche nun wieder „in Betrieb“ geht und ich wünsche mir, dass sie noch vielen Generationen als Gotteshaus zur Verfügung steht und wir in ihr unseren inneren Frieden finden mögen und Gemeinde Gottes erleben dürfen.

Mit herzlichem Gruß

Ihr Fuchs, Ortsbürgermeister von Niederalben

Zur Geschichte der Renovierung unserer Niederälber Kirche

In seiner Sitzung am 8.4.1987 fasste das seinerzeitige Presbyterium unter Vorsitz von Pfarrer Renk/ Offenbach den folgenden Beschluß:

„Das jetzige Presbyterium der Kirchengemeinde hebt einen eventuell vorhandenen Kirchen-Abriss-Beschluß auf. Das Presbyterium hegt seit bereits einigen Jahren den dringenden Wunsch, die verkommene, aber doch sehr wertvolle Kirche wieder instandzusetzen.“

Hiermit kam der Stein ins Rollen. Neben den Presbytern konnte Pfarrer Renk viele Mitstreiter aus der Gemeinde gewinnen, sowie auch die Mitglieder des damaligen Kreissynodalvorstandes, die Renovierung der Kirche in Angriff zu nehmen. Ein Finanzierungsplan wurde aufgestellt. Geldgeber gewonnen, Zuschussmittel zu zahlen. Und bald darauf gingen die Arbeiten los.

Die Kirche war nicht allein vom Abriss bedroht. Das Gebäude drohte infolge starker Durchfeuchtungen, vor allem im Bereich des sehr wertvollen frühgotischen Chorraumes (14,Jahrhundert), früher oder später baufällig zu werden. Die gesamte Bausubstanz war schon erheblich angegriffen. Der an vielen Stellen dick aufgebrachte Gipsputz wirkte seinerseits wie ein Schwamm, der die Feuchtigkeit im Gebäude festhielt. Hinzu kam das Problem, dass die Kirche auf einem sehr feuchten Platz steht. Durch sog. „Ließen“ wurde immer neues Wasser vom Berg herangeführt.

Dass es also höchste Zeit war, etwas zu unternehmen, haben die damaligen Verantwortlichen deutlich erkannt. Viele Freiwillige haben zu Harke und Schaufel, zu Hammer und Meißel gegriffen, um die Kirche von ihrem alten Verputz zu befreien, innen wie außen,  um einen breiten Graben rundherum auszuheben. Meter für Meter wurden die alten, maroden Fundamente unter dem Gebäude herausgeholt und durch neue Fundamente ersetzt. So entstand in unzähligen Eigenleistungsstunden ein komplettes neues Betonfundament, das nach oben zum Gemäuer hin isoliert wurde. Ein Übriges wurde in dieser Richtung getan im Bereich des Chorraumes durch ein weiteres Trockenlegungsverfahren, bei denen in Bohrlöcher eine Silikat-Verbindung eingefüllt wird, die noch restliche Feuchtigkeit aufnehmen und kontrolliert abgeben soll.  Ein Übriges tat in dieser Richtung eine Schicht Sanierputz, die in 1,50 m Höhe ringsherum aufgetragen wurde. Der Durchfeuchtung und damit der schleichenden Zerstörung unserer schönen Kirche wurde damit ein entscheidender Strich durch die Rechnung gemacht. Umfangreiche Drainage-Anlagen halten künftig das Wasser vom Gemäuer fern und führen es kontrolliert in Auffangschächte ab, die mit der örtlichen Kanalisation in Verbindung stehen. So weit zur Sicherung der Bausubstanz.

In die Sicherungsmaßnahme eingeflossen ist eine kleinere Erweiterung unserer Kirche durch einen Anbau, der die Heizung, eine Sakristei mit separater Toilette, so wie im 1. Obergeschoß einen kleinen Stauraum für Archivalien beherbergt. Von der Gestaltung war von Anfang an beabsichtigt, diese Lösung so einfach und unaufdringlich wie möglich zu halten. Ohne großes optisches Eigengewicht für sich zu beanspruchen kauert sich der Anbau unter ein die Dachneigung der Kirche fortsetzendes Schleppdach an der Nordseite.

Beheizt wird unsere Kirche (bisher elektrisch betriebene Unter-Bank-Strahler) durch eine Warmluftheizung, wobei die Heizluft durch eine Ölheizung angewärmt wird. Nach dem derzeitigen Erkenntnisstand stellt dies die auf Dauer kostengünstigste Lösung dar.

Die Innenraumgestaltung bereitete uns etliches Kopfzerbrechen. Gegenüber dem ursprünglichen Plan, der vorsah, die Empore im Wesentlichen in der alten Größe und Form zu belassen, was zur Voraussetzung hatte, dass die 1977 umfangreich restaurierte Orgel im großen Saal des Gemeindehauses verbleiben sollte und dass für die Kirche eine elektronische Orgel beschafft werden sollte, erbrachte eine Baubegehung im Jahr 1994 mit dem Kreissynodalvorstand die Idee, die Empore so weit als möglich zurückzunehmen, als reine Orgelempore, um dem gesamten Kirchenraum mehr Weite zu geben. Dieser Vorschlag wurde von unserem Presbyterium einmütig angenommen. Wenngleich dadurch Mehrkosten entstanden sind, so war doch der Gedanke zu verantworten, die schöne – Gutachten zufolge wohl die kleinste je gebaute – Orgel aus der Werkstatt der Orgelbauerfamilie Stumm, wieder in neuem Glanz zur Begleitung der Gemeindegesänge erklingen zu lassen.

In Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz und der unteren Landesbaubehörde musste für dieses Verfahren eine landeskirchliche Genehmigung eingeholt werden. Bis zu deren Erteilung, die unrühmlicherweise fast ein Jahr auf sich warten ließ, hatte der Bau zu ruhen. Vorschrift ist Vorschrift!

Ein im Zuge dieses Genehmigungsverfahrens einzuholendes „dendrochronologisches Gutachten“ (-aufgrund der Jahresringe der Balken können Alter und Fällungsdatum festgestellt werden-) hat überraschende Erkenntnisse bezüglich des Alters der Kirche erbracht: Nahm man ursprünglich an, der Chorraum sei der älteste Teil (erbaut um die Mitte des 14. Jahrhunderts) und das Kirchenschiff sei nach Brandschatzung und teilweisem Abriss in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) dann wiederaufgebaut worden, so erbrachte dieses neuerliche Gutachten, dass die meisten der Decken- und Dachbalken aus der Erbauerzeit ( also Mitte 14. Jahrhundert) stammen. Dies gab Anlass zu einer neuen Theorie. Wahrscheinlich ist die Kirche im Dreißigjährigen Krieg nicht zerstört worden. (Warum hätte der Chorraum bei einer Zerstörung, die planvoll durchgeführt wurde, unberücksichtigt und deshalb verschont bleiben sollen…?)

Wahrscheinlich hatte auch das Kirchenschiff von der Gestaltung der Fenster, genau wie der Chor, die frühgotische Formensprache, üblich im hohen und aus­gehenden Mittelalter, schlanke, aufwendig in Sandstein gestal­tete Maßwerkfenster. Diese wurden wohl bei einer späteren Reno­vierung, bereits in nachreformatorischer Zeit, ersetzt durch die heute noch sichtbaren, wesentlich weiteren barocken Sandsteingewände. Ungeklärt bleibt bis heute, warum die ganze Kirche, so tauchte es nach Entfernen des alten Verputzes auf – mit einem schwarzen, pechartigen Anstrich, – von der Ausführung mehr darübergegossen als sorgfältig gestrichen-, versehen war. Hatte dies eine Schutzfunktion, oder diente es gar Tarnzwecken? Wir haben hierüber keinen genauen Aufschluss bekommen können.

Das angeforderte dendrochronologische Gutachten erbrachte, dass die Empore nicht zum ursprünglichen Bestand aus der Erbauerzeit gehörte, sondern wohl später, im frühen 19. Jahrhundert in diesem Umfang in die Kirche eingebaut wurde, sodass einem Abriss und der Neuerrichtung einer reinen Orgel-Empore nichts mehr im Wege stand.

Als weitere bauliche Details seien genannt:

In der Südwand des Chorraumes, sowie auch des Kirchenschiffes finden wir eingearbeitete Nischen, die jeweils eine Art Wasch­becken mit Auslauf nach draußen enthalten, sogenannte „Lavabos“, die in vorreformatorischer Zeit dazu gedient haben, dass sich der Priester vor der Feier des Messopfers dort die Hände reinigen konnte. Normalerweise hätte zu diesem Zweck ein Lavabo in der Nähe des Altars gereicht. Weshalb im Kirchenschiff aber ein zweites, kleineres untergebracht ist, ist kein Zufall: Dem Be­trachter des Chorraumbogens fällt – über der Kanzel – ein Gewölbeanfängerstein auf. Die hierauf ursprünglich aufgestützte Gewölberippe geht nach rechts weg. Ein entsprechendes Pendant zu diesem Gewölbeanfänger befand sich in der gegenüberliegenden rechten Ecke (- jetzt wieder unter dem neuen Verputz -). Diese Details deuten darauf hin, dass hier, wo heute die Kanzel steht ursprüng­lich mal ein zweiter Altar gestanden hatte, überwölbt von einem Baldachin, eine kleine Seitenkapelle, in der ein Stifter dieser Kirche, dessen Name wir nicht kennen, die heilige Messe gefeiert hat. Die Fenster im Chorraum sind sämtlich zur Restaurierung gegeben und wieder eingebaut worden, sowie auch das Tympanon-Fenster über der Eingangstüre.

Glücklicherweise ist, nachdem der Gips-Putz im Chorraumgewölbe entfernt war, bei einer genauen Sichtung und Nachmessung der Gewölberippen aufgetaucht, dass eine Rippe erheblich eingeknickt war. Es stellte sich als eine Frage der Zeit dar, wann diese Rippe und infolgedessen das ganze Chorraumgewölbe einstürzen würde. Erneut sahen wir uns als Presbyterium vor dieses Pro­blem und auch vor erhebliche Mehrkosten gestellt. Mit einem tragenden Balkengerüst musste das gesamte Gewölbe gesichert werden. Hierauf konnten die beiden betroffenen Gewölbekappen sowie die desolate Gewölberippe herausgenommen werden. Die vorhandenen Rippen-Teile wurden aufgearbeitet, wiederaufgebaut und mit Blei vergossen; darauf die beiden Gewölbekappen wieder aufgemauert. Bei dieser Aktion wurden in den Gewölbetaschen alte von Hand gestrichene Firstziegel gefundene, was auf eine ur­sprüngliche Ziegeleindeckung der ganzen Kirche in früherer Zeit hindeutet.

Lange Zeit stand die Kirche da wie ein Gerippe, wie ein Schatten ihrer selbst. Während mancher Durststrecke kam nicht nur im Presbyterium, sondern auch in der Gemeinde der Gedanke auf: ob unsere Kirche jemals fertig wird? Nach Behebung der gröbsten Hindernisse konnte dann aber die Synthese beginnen, das von Schritt zu Schritt begeisternde Zu­sammenfügen geplanter Details. Fenster, Außen- und Innenputz, Anstriche, Sandsteinbeläge für den Boden, Schreinerarbeiten, – all diese Dinge fanden in recht rascher Folge zusammen wie Mosaiksteinchen, die buchstäblich nur darauf gewartet haben, in dieser Ordnung endlich zusammen zu kommen. Metallbauarbeiten und Beleuchtung bilden weitgehend den Schlussakkord.

Die Älber haben ihre Kirche wieder! Vieles musste reifen und ausgären. Viel Knochenarbeit musste geleistet werden von vielen Händen. Und erfüllt von Dank und ruhig auch stolz dürfen wir unser Gotteshaus wieder in Betrieb nehmen.

Wer in unsere Kirche kommt, entdeckt am Eingangsportal in das Tür­gewände eingemeißelt links eine Bischofsmütze und einen Bischofsstab und unten am Fuß ein kleines Wölfchen. Diese Dinge sollen einen Hinweis geben auf die – historisch nicht absolut gesicherte Tatsache, dass die Niederälber Kirche dem altkirchlichen Bischof Wulfila geweiht war, wie mehrere Kirchen ihrer Erbauerzeit.

Geboren um das Jahr 311 nach Christus, wurde jener Wulfila auch Ulfilas, 337 in Konstantinopel zum Missionsbischof der Goten geweiht. Nach sieben Jahren Wirksamkeit unter den Goten nördlich der Donau mit seiner Gemeinde vertrieben, findet er Aufnahme im Römischen Reich und Wohnsitze im Balkan, wo er noch über dreißig Jahre weiter wirkt. Sein wichtiger Beitrag für die Christianisierung des Abendlandes war seine Übersetzung der Bibel ins Gotische. Das Original seiner Bibelübersetzung wurde bis vor kurzem in Uppsala/Schweden aufbewahrt und fiel einem Diebstahl zum Opfer. Eine Abschrift befindet sich in Heidelberg. Unser rechtes Türgewände will – die Beziehung zu Wulfila zugrunde legend -, andeuten, dass Gottes Wort für uns ist wie eine Quelle lebendigen Wassers, die alles Leben speist und erquickt – dargestellt, durch die Küchenschellen am Fuße des Gewändes, die jeder Älber von Wanderungen in den nahen Bergen gut kennt als Frühlingsboten.

Mag den vielen Generationen, für die die Kirche nun wieder bereit­steht, dieses bauliche Kleinod ein Platz sein, an dem sie sich gerne unter Gottes Wort einfinden, Gottesdienste miteinander feiern, die Jung und Alt die schöne Botschaft des Evangeliums ans Herz legen, beten, das Abendmahl feiern, ihre Kinder zur Taufe bringen, gemeinsam unter Gottes Segen den Weg fürs Leben beginnen, in dem sie auch Gottes Trost erfahren, wenn sie jemand Geliebtes gehen lassen mussten. Mag diese Kirche der Ort sein, an dem Gemeinde Jesu Christi, lebt, wächst und blüht.

Dank sei an dieser Stelle einmal all den fleißigen Helfern gesagt, die mit jedem Handgriff dazu beigetragen haben, das Wiedererwachen unserer alten Kirche aus langem Dornröschenschlaf zu ermöglichen. Herzlichen Dank für viel uneigennütziges und freiwilliges Engagement, ohne das die Baukosten um ein Vielfaches höher ausgefallen werden.

Danke ebenso allen, die uns durch eine Spende finanziell unterstützt haben, sowie allen, die durch einen Zuschuss die doch erhebliche Bausumme erbringen geholfen haben.

Danke allen, die die Bautätigkeit in ihr Gebet eingeschlossen haben. Danke allen, die die Bautätigkeit von ganzem Herzen mitgetragen haben in ihren Gedanken und die diesen Tag nicht mehr miterleben können. Danke den Presbytern, die in zahlreichen Sitzungen, ungeheuer konstruktiv zusammengearbeitet haben.

HANDWERKERLISTE

Zimmerarbeiten: Cattarius, Ohrenberg u. Ohliger, Gewerbegebiet, 66887 Ulmet, Tel. 06387/ 7356

Einbau von Sandsteinfensterbänken: Wolfgang Reths, Bergstraße 16, 66887 St. Julian, Tel. 06387/ 1242

Lieferung eines Heizöltanks: Barth GmbH, Postfach 1268, 76602 Bruchsal

Steinmetzarbeiten: Johann Plützer, Steinmetzmeister, Im Wesentlich 66, 55566 Bad Sobernheim, Tel. 06751/ 2941

Glockenanlage: Werner Marx (Kirchentechnik) Zum Augenborn 40, 66606 St. Wendel-Bliesen, Te1. 06854/ 8631

Fensterbauarbeiten: Fa. Binsfeld Gmbh & Co., Saarstraße 39, 54290 Trier; Raimund Breier Hauptstraße 19 66887 Niederalben

Dachdecker – und Klempnerarbeiten: W. Prinz Nachf., Reichenbacher Straße 11,  55774 Baumholder/, Tel. 06783/ 7007

Elektroarbeiten Lieferung und Montage der Beleuchtungskörper: Partenheimer Elektrotechnik GmbH Kirrweiler Straße 11, 66887 Glanbrücken, Tel. 06387/ 306

Bestuhlung:  Fa. Brunner, Postfach 1148. 77863 Rheinau, Tel. 07844/ 402 – 0

Umbau der Stummorgel:  Orgelbau Gustav Cartellieri, Kurfürstenstraße 15 54516 Wittlich, Te1. 06571/93459

Schreinerarbeiten:  Fritz Theobaldt Inh. Peter Theobaldt, Glanstraße 5, 66887 Rathsweiler, Tel. 06387/ 92120

Schlosserarbeiten: Reiner-Jürgen Wrobel, Bahnhofstraße 5 67748 Odenbach, Tel. 06753/ 3839

Außen- und Innenputzarbeiten sowie sämtliche Anstriche: Franz Mareczek, Steinalbstraße 12, 66887 Niederalben, Tel. 06387/ 621

Rohbauarbeiten:  Fa. Thies und Koch GdbR, Am Kreuz 29, 67749 Offenbach-Hundheim Tel. 06382/ 8192

Heizungsarbeiten:  Theodor Mahr und Söhne GmbH, Postfach 1146, 52012 Aachen, Tel. 0241/ 9560-0

Installationsarbeiten: Theodor Gutensohn Inh, Theo Gutensohn, 66887 Erdesbach, Tel. 06381/ 2455

Feuchtigkeitssanierung; Fa. Penz Bautenschutz, Adenauerstraße 7, 74906 Bad Rappenau-Grombach, Te1.07266/1212

Gerüstbauarbeiten: Oster Holzbau GmbH, Bahnhofstraße 9, 67744 Wiesweiler ,Tel. 06382/ 546

Beratung zur Fassadenrenovierung: Iris Uhrig, Hammanstraße 1, 67549 Worms, 06241/ 592 500

Aus der Geschichte des Dorfes Niederalben

Die anmutige Landschaft rings um das Dorf Niederalben ist durch die erdgeschichtliche Entwicklung bedingt, durch den Aufbruch vulkanischen Gesteins vor etwa 200 Millionen Jahren. Das vulkanische Gestein förderte wiederum die Ausbreitung einer eigentümlichen Pflanzen- und Tierwelt. So ist es zu verstehen, daß in der Gemarkung von Niederalben zwei Naturschutzgebiete bestehen, das Pflanzenschutzgebiet „Mittagsfels“ und das Vogelschutzgebiet „Steinalbmündung“.

Schon in vorgeschichtlicher Zeit lebten Menschen in der Landschaft rings um Niederalben. Auf dem Gebiet des heutigen Truppenübungsplatzes entdeckten die Archäologen Gräber aus der La Tene-Zeit (um 500 v. Chr.). Damals siedelten die keltischen Treverer in unserer Gegend. Auch die Römer hinterließen ihre Spuren. Eine Römerstraße führte durch die Gemarkung des Dorfes, und im benachbarten Rathsweiler liegt noch ein gallo­römischer Gutshof, eine „Villa Rustica“, in der Erde verborgen.

Der Name Niederalben bedeutet, daß der Ort an einem Bach, an der Alb liegt. Der Ursprung dieses Bachnamens Alb wird von manchen Namenforschern als ein vorgermanisches Wort gesehen, von anderen wiederum als ein germanisches Wort. In jedem Fall handelt es sich um eine allgemeine Bezeichnung fair schnell fließende Gewässer. Sehr oft ist das Wort im alemannischen Siedlungsraum anzutreffen.

Am Ende der Römerherrschaft hatten die Alemannen auch unsere Gegend besiedelt. Sie wurden an der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert nach der Schlacht von Zülpich (496) durch die Franken vertrieben. Möglicherweise handelt es sich bei Gebieten, in denen „Alb-Bäche und Dörfer mit der Endung „-alben“ vorkommen, um kleine Rückzugsgebiete der Alemannen inmitten eines weiten Siedlungsgebietes, aus dem das Volk der Franken die Alemannen vertrieben hatte.

In der fränkischen Zeit lag Niederalben an der südwestlichen Grenze des Nahegaus. In diesem Bereich entstand das sogenannte Remigiusland, das Geschenk eines fränkischen Königs an den Bischof von Reims, mit dem Ort Cosla (Kusel) als Mittelpunkt. Die Grenzen des Remigiuslandes blieben etwa 1000 Jahre lang unverändert. Sie verlief streckenweise entlang der Steinalb. Niederalben lag also dicht an dieser Grenze, aber außerhalb des Remigiuslandes in der Grafschaft der Wild- und Rheingrafen mit dem Zentrum Grumbach. Diese Wild- und Rheingrafschaft ist aus dem Nahegau hervorgegangen. In einer Grenzbeschreibung des Remigiuslandes von 1355 wird zum ersten Mal der Name Niederalben erwähnt: „Es beginnt an dem Bronnen der Fronebach die Kuralbe hinab nach Irtzweiler, dann wo die Steinalbe in die Kuralbe fleußt, hinab nach Nideralben bis zum Glane “ Als Kuralb wird heute nur noch ein kleines Stück des Baches von Dennweiler-Frohnbach her bis zur Mündung in die Totenalb bezeichnet. Während des Mittelalters hieß der ganze Bach bis zur Glanmündung Kuralb, Totenalb und Steinalb galten als Nebenbäche dieser Kuralb.

Es handelt sich bei dieser Erwähnung von Niederalben nicht um die erste Erwähnung des Ortes. Schon in einer Urkunde von 1290 erscheint ein „Vierar Vilemann von Alben“, und das hier genannte Alben bezieht sich ebenfalls auf Niederalben. 1310 wird ein „Conradus de Alba“ genannt, 1337 ein „Rudolf von Alben“ und 1386 ein „Johan von Alben“. Innerhalb der heutigen Gemarkung von Niederalben bestanden zur Zeit des Mittelalters auch die Dörfer „Haunhausen“ und „Olschied“ auf die noch einige Flumamen hinweisen. Sie wurden nach heutigem Kenntnisstand 1287 als „Hunhusen“ und 1345 als „Olschit“ zum ersten Mal erwähnt.

Niederalben lag nun im 14. Jahrhundert innerhalb der Wild- und Rheingrafschaft in dem sogenannten Hochgericht auf der Heide, das in einem Weistum von 1351 genau umschrieben ist. Von den Wild- und Rheingrafen wurde 1429 ein Johann von Hagen mit den Dörfern und Gerichten Alben, Nyderalben und Hunehausen belehnt, und im 16. Jahrhundert zusätzlich die Herren von Groroth. Die Herren von Hagen geboten später über 18 Familien, wahrscheinlich im Oberdorf, und die Herren von Groroth über acht bis neun Familien, wahrscheinlich im Unterdorf.

Die Anteile der Herren von Groroth an Niederalben wurden 1650 von den Wild – und Rheingrafen zurückerworben, während die Rechte der Herren von Hagen bei dieser Adelsfamilie verblieben. Erst als der

letzte Herr von Hagen 1791 in Wien verstorben war, fiel auch der Hagen’sche Besitz zurück an die Wild- und Rheingrafschaft. Bei diesem letzten Mitglied der Adelsfamilie handelte es sich um den unverheirateten k. u. k. wirklichen Geheimen Rat und Hofgerichtsrat, Präsident und Konferenzminister, Ritter des Goldenen Vlieses Hugo von Hagen. Die Bewohner von Niederalben hatten mit ihm einen Herrn verloren, den sie wahrscheinlich nie gesehen hatten. Sie schworen den Grumbachern erst den Treueid, nachdem sie sich von dem Ableben des alten Herrn überzeugt hatten.

Eine weitere Adelsfamilie hatte ihren Ursprung in Niederalben. Es handelt sich um die Edelknechte derer von Alben, die im späten Mittelalter unter Kaiser Sigismund bedeutende Ämter in Wien und in Ungarn bekleideten. Johann von Agram, der dieser Familie entstammte, wurde Kanzler, sein Bruder Bischof von Fünfkirchen. Möglicherweise handelte es sich bei dieser Adelsfamilie von Alben um Nachkommen des Vimar Vilemann von Alben, der in der Urkunde von 1290 erwähnt wird.

Ein Weistum von Niederalben, in dem die Rechte und die Pflichten der Bewohner niedergelegt sind, stammt aus dem Jahr 1562. Es wird eingeleitet mit den Worten: “ Weißtumb zu Niederalben wie daaselbig vor unerdenklichen Jahren hero jedes Jahr auf den nechsten Mittwoch nach dem achtzehenden. verlessen, undt den 14. January deß 1562 Jahrs aus der Huber Mundt geschriben worden.“ Vor dieser ersten schriftlichen Niederlegung wurde der Inhalt des Weistums alljährlich mündlich vorgetragen. Von Anfang an ist eine Zweiteilung des Ortes zu erkennen. Niederalben bestand aus einem Oberdorf und aus einem Unterdorf. Die Kirche inmitten des ursprünglichen Friedhofs lag mitten zwischen diesen beiden Ortsteilen. Auch heute sind die Begriffe Oberdorf und Unterdorf noch geläufig. Die Ortsteile sind zusammengewachsen, wenngleich die alten Strukturen noch zu erkennen sind.

Nach der kirchlichen Organisation gehörte Niederalben während des Mittelalters innerhalb des Erzbistums Mainz zu dem Glankapitel und zu dem Kirchspiel Sankt Julian. Ein erst in neuester Zeit durchgeführtes dendrochronologisches Gutachten erweist, daß die heute noch bestehende Kirche um 1350 erbaut wurde. Bei einem solchen Gutachten kann sehr genau bestimmt werden, wann die Bäume gepflanzt und gefällt wurden, deren Holz beispielsweise als Dachbalken Verwendung fand. Nicht erwiesen ist, daß auch vor dieser Zeit Niederalben schon eine Kirche besaß. Möglicherweise stand eine Wallfahrtskirche am Mittagsfels, höchst­wahrscheinlich auf der kleinen Platt. Das ergibt sich aus einer Stelle der „Beschreibung des Amts Lichtenberg“ durch den Geometer Johann Hofmann aus dem Jahre 1588. Dort ist zu lesen: „Es hat vorne an der Steinalb hart am Wege, welcher von Ulmet oder Lichtenberg gen Meisenheim gehet, einen Felsen stehen, darauf soll ein Kapell, St. Wolfgang genannt, gestanden haben, dazu große Wallfahrt aus fremden Ländern geschehen ist …“

Zum Verstehen dieses Textes sollten wir beachten, daß in damaliger Zeit die Straßen nicht wie heute mitten durch das Tal geführt wurden, denn die Täler waren versumpft und unwegsam. Die benannte Straße von Burg Lichtenberg nach Meisenheim verlief demnach in unserer Gegend über den Kremelsberg, .querte etwa bei der Christoffelsmühle die Steinalb und erreichte beim Mühlweg den Ort Niederalben. „Große Wallfahrt aus fernen, fremden Ländern“ bedeutet eigentlich nur, daß die Pilger von weit hergekommen sind. In diesem Zusammen­hang sei auch daran erinnert, daß in unserer damaligen Mutterkirche Sankt Julian in vorreformatorischer Zeit die heilige Juliane verehrt wurde. Auch Sankt Julian war ein sehr bekannter Wallfahrtsort. Wenn jedoch bei Niederalben in einer Kapelle auf der kleinen Platt der Heilige Wolfgang verehrt wurde, so kann dieser Heilige nicht Patron in der Dorfkirche gewesen sein, wie häufig angenommen wird. Das frühere Patrozinium unserer Dorfkirche ist heute nicht mehr bekannt.

Die Reformation wurde 1566 in der Wild- und Rheingrafschaft eingeführt. Mit ziemlicher Sicherheit entstanden an der Kirche während des Dreißigjährigen Krieges Zerstörungen, und auch nach dem Krieg stellten sich allmählich Zerfallserscheinungen ein. Ganz in der Nähe von Niederalben, bei dem untergegangenen Dorf Brücken, kam es 1635 zu einem größeren Gefecht zwischen Kroaten der kaiserlichen Truppen und zwischen den Schweden. Während dieser Zeit wurde die Stadt Kusel zerstört. Wir nehmen an, daß auch unser Ort niedergebrannt wurde, wenngleich darüber keine genauen Berichte vorliegen. Wie kaum eine andere Landschaft in Deutschland hatte das Land um Kusel unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu leiden. Am Ende des Krieges war die Gegend fast menschenleer, und sie mußte in der Folgezeit neu besiedelt werden. Das geht auch aus den Aufzeichnungen des Kirchenbuches St. Julian hervor.

Mehr als hundert Jahre lang wurde in der Kirche von Niederalben kein Gottesdienst mehr gehalten. Auch die Toten wurden während dieser Zeit in St. Julian beerdigt. So bezeichnen wir heute noch die Verlängerung der Huhnwiese als den „Kirchweg“. Diesen Weg benutzten vor allem die Bewohner des Unterdorfes, um nach Sankt Julian zur Kirche und zum Friedhof zu gelangen. Erst 1772 wurde die Kirche erneuert, und anschließend konnte der Gottesdienst wieder in gleicher Weise wie vor dem Dreißigjährigen Krieg durchgeführt werden.

Bei der Renovierung von 1772 blieb der schöne, gotische Chor der ursprünglichen Kirche erhalten. Wahrschein­lich blieb auch das Mauerwerk der alten Kirche weitgehend bestehen, mit Sicherheit wurden neue große Fenster eingefügt, die dem Stilempfinden jener Zeit entsprachen. Das dendrochronologische Gutachten wurde nur in Stichproben durchgeführt. Es läßt erkennen, daß bei der Erneuerung von 1772 Teile des Dachgebälks erneuert wurden. Da auch in größerem Umfang altes Dachgebälk aus dem 14. Jahrhundert erhalten blieb, wurde das Dach möglicherweise nur zum Teil erneuert, oder ursprüngliches Gebälk wurde bei der Einrichtung eines neuen Daches wiederverwendet. Die Empore der Kirche, die bis zur letzten Erneuerung erhalten blieb, wurde erst um 1820 eingebaut.

Die ältesten erhaltenen Häuser des Dorfes entstammen dem 18. Jahrhundert. Nur an einem Haus sind noch die Treppengiebel zu erkennen, wie sie noch bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg an mehreren Häusern zu sehen waren. Am Bachübergang nach Rathsweiler hin entstand der Ortsteil Neuwirtshaus. Hier stand ursprünglich ein herrschaftliches Jagdhaus, und es ist mit dem Treppengiebel und dem Schieferdach bis heute im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Die Inschrift über der Haustür gibt die Jahreszahl 1747 an. Später wurde neben das Jagdhaus ein Wirtshaus gebaut, dessen Besitzer Neu hieß. Weil die beiden Häuser an der Grenze zum zweibrückischen Gebiet lagen, wurde hier auch eine Zollstation eingerichtet. Im frühen 19. Jahrhundert, als die Eisenbahn gebaut wurde, entstand ein kurzes Wegstück glanabwärts ein zweites Neuwirtsl*us nahe bei dem Bahnhof Niederalben-Rathsweiler.

Im Jahre 1787 errichteten die Bürger von Niederalben zwischen den beiden Ortsteilen nahe der Kirche ein Gemeindehaus, in dem die Winterlehrer auch den Schulunterricht für die Dorfkinder abhielten. In dem Haus war die folgende Inschrift eingemeißelt: „Dieses Haus ist erbauet worten mit 41 Gemeinsleuten unter dem Kommanto Aberham Weichel als RG Schultheiß und Jacob Grill als FH Schultheiß 1787. Renoviert und zum Schulhaus bestimmt worden 1838. Abraham.“

Die Inschrift weist zwei Schultheißen für das kleine Dorf aus, einen rheingräflichen und einen pfälzischen. Es war aber keineswegs so, daß damals ein Ortsteil zur Rheingrafschaft und ein anderer zur Pfalzgrafschaft Zweibrücken gehörte. Vielmehr hatte die Pfalzgrafschaft inzwischen durch Verpfändung oder Kauf einen Teil der Bürger aus Niederalben erworben. Die rheingräflichen Bewohner und die zweibrückischen hatten jeweils einen eigenen Schultheißen.

Grundlegende Veränderungen in der territorialen Organisation brachte die Französische Revolution, die 1789 in Frankreich ihren Anfang nahm und sich ab 1793 auch im linksrheinischen Deutschland ausbreitete. Zwischen 1801 und 1815 war dieses Gebiet an Frankreich angeschlossen. Entlang des Glans, unterhalb der Glanmündung auch entlang der Nahe, zog sich die Grenze zwischen den neu eingerichteten Departements Saar (de la Sarre) und Donnersberg (Mont Tonnerre) dem Fluß entlang. Orte, die ganz oder wenigstens mit dem größten Teil ihrer Häuser links des Glans lagen, wurden dem Departement Sarr zugeordnet. Niederalben gehörte nun zum Kanton Grumbach im Arrondisement Birkenfeld innerhalb des französischen Saardepartements mit der Hauptstadt Trier.

Nach der Vertreibung der Franzosen und der Absetzung des Kaisers Napoleon wurden wiederum neue Grenzen gezogen. Die direkten Nachbarorte Rathsweiler, Eschenau und Sankt Julian kamen 1817 zum Königreich Bayern, während Niederalben zu einem Grenzort des neu gebildeten Fürstentums Lichtenberg wurde. Dieses Fürstentum Lichtenberg mit dem Zentrum Sankt Wendel war zunächst ein Besitz des Herzogtums Sachsen­Coburg-Gotha, wurde von diesem aber 1836 an Preußen verkauft. Zwischen Niederalben und seinen Nachbarorten verlief nun eine Grenze zwischen den Königreichen Preußen und Bayern.

Die territoriale Neuordnung hatte selbstverständlich Folgen für die kirchliche Organisation, die sich bis heute auswirken. Niederalben gehört zum Kirchenkreis Sankt Wendel in der Rheinischen Landeskirche, während die

heutigen Nachbarorte durchweg zur Pfälzischen Landeskirche gehören. Nach der Loslösung von der früheren Mutterkirche Sankt Julian kam Niederalben in der Zeit von 1816 und 1840 zum Kirchspiel Offenbach, wurde dann Sitz einer neuen Kirchengemeinde, zu der auch unser Nachbarort Erzweiler gehörte, Erzweiler lag innerhalb des Truppenübungsplatzes und besteht heute nicht mehr.

Die Toten des Dorfes wurden jahrhundertelang auf einem kleinen Friedhof beerdigt, der seitlich der Kirche lag, und vorübergehend auch auf dem Friedhof von Sankt Julian. Erst 1836 entstand unterhalb der kleinen Platt der heutige Friedhof. Auf einem alten, verwitterten Grabstein nahe dem Eingang war hinter einer Jahreszahl und dem Namen des Verstorbenen folgende Inschrift zu lesen: „… ist der erste Tote, der in diesem Sande ruht.“

An das alte Gemeinde- und Schulhaus wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein größeres Schulhaus für zwei Schulklassen und mit einer Lehrerwohnung angebaut. Dieses Schulhaus und auch das alte Gemein­dehaus wurden abgerissen, als 1963 das heutige Schulhaus gebaut wurde, in dem zur Zeit noch die Schule für Lernbehinderte untergebracht ist. In diesem Schulhaus wurden die Kinder des Dorfes lediglich bis zum Jahr 1969 unterrichtet.

Nach dem Verkauf des Fürstentums Lichtenberg an Preußen lag Niederalben innerhalb der preußischen Rheinprovinz im Kreis Sankt Wendel. Dieser Landkreis wurde aufgeteilt, als nach dem Ersten Weltkrieg das Saarland von dem übrigen Reich abgetrennt wurde. Niederalben verblieb in dem sogenannten Restkreis Sankt Wendel-Baumholder. Dieser Restkreis ging 1935 im Kreis Birkenfeld auf. Erst durch die Gebiets.- und Verwaltungsreform von 1969 wurde Niederalben dem Kreis Kusel zugeordnet. Damit fiel auch die Grarze an der Steinalb, die mehr als tausend Jahre lang bestanden hatte.

Im Jahre 1938 wurde durch das damalige deutsche Reich der Truppenübungsplatz Baumholder eingerichtet. Die Bewohner aus dreizehn Dörfern mußten ihre Häuser verlassen und fanden zumeist in anderen. Teilen Deutschlands eine neue Heimat. Einige Familien suchten sich ein neues Zuhause in nahen gelegenen Dörfern, auch in Niederalben. Unser Ort selbst verlor den größten Teil seiner Gemarkung, darunter fast den gesamten Gemeindewald. Während Privatleute für ihre Verluste finanziell entschädigt wurden, legte der Staat die Entschädigung für unsere Gemeinde aufeinem Sperrkonto an. Der Betrag von 100 000 Reichsmark, ein an sich schon geringer Ansatz für den umfangreichen Wald, ging dann durch die Währungsreform von 1948 vollständig verloren.

Der Truppenübungsplatz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst durch die Amerikaner, später durch die Bundesrepublik ausgebaut und beträchtlich erweitert. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ließ das Amt für Verteidigungslasten die einstmals schmale Straße nach Baumholder zu einer breiten „Panzerstraße“ ausbauen, die bis 1975 mitten durch den Ort verlief. Ständig rollende Militärfahrzeuge verursachten für die Anwohner unerträgliche Belästigungen bei Tag und Nacht. Um dieses Übel teilweise zu überwinden, ließ der Bund 1975 die Umgehungsstraße bauen. Der militärische Verkehr ist inzwischen stark zurückgegangen, da Baumholder über die Autobahn heute leichter zu erreichen ist.

Die Einrichtung des Truppenübungsplatzes hatte um 1938 eine strukturelle Entwicklung unterbrochen, die sich damals gerade angebahnt hatte. Niederalben sollte Luftkurort werden, wozu durch die Lage in einer anmutigen Landschaft und durch den regen Besuch von Wanderern und Freunden der Natur im gesamten Gebiet der Steinalb die besten Voraussetzungen gegeben waren. Die Einrichtung des Sperrgebietes und Lärm durch das beständige Schießen im Übungsgebiet verhinderten die Entwicklung Niederalbens zu einem Fremdenverkehrs­ort. Ob diese Pläne später wieder aufgegriffen werden?

Einst war das Dorf ein reines Bauerndorf, doch heute gibt es im Ort keinen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb mehr. Wir können uns vorstellen, dass der Truppenübungsplatz irgendwann aufgelöst wird. Niederalben unternimmt große Bemühungen zur Dorferneuerung. Vielleicht wird sich in absehbarer Zukunft jene Entwicklung wieder anbahnen, die 1938 jäh unterbrochen wurde.

(E. Schworm, Heimatforscher)